Antike Theater in der Türkei
 
Aspendos

 

     
 

 

   
Weitere Namen: ./.
Römische Provinz: Pamphylien, Lycia et Pamphylia
Lage: Belkis, Landkreis Antalya, Provinz Antalya
Fassungsvermögen: ca. 20.000 Zuschauer
Maße: ø cavea: 95,5 m
ø orchestra: 26,68 m
 
   

Das Theater von Aspendos ist römischen Ursprungs. Das Bühnenhaus ist in vollständiger Höhe erhalten geblieben und zählt damit zusammen mit den Theatern in Orange (Südfrankreich) und Bosra (Syrien) zu den drei letzten antiken Theatern mit noch vollständig intaktem Bühnenhaus.
Vermutlich wurde der Bau im 2. Jahrhundert n. Chr. zur Zeit des Antoninus Pius (römischer Kaiser von 138–161 n. Chr.) oder seinem Nachfolger Mark Aurel (161–180 n. Chr.) errichtet. Die Innenseite war mit reichhaltigem Säulenschmuck, Balkenwerk, Friesen, Rosetten und Ornamenten verziert, wovon die heutigen Reste noch einen guten Eindruck geben. Der zentrale Giebel in der Wandmitte ist erhalten und zeigt ein Relief des Dionysos.

Unterhalb der Mauerkrone sind noch die Einlassungen erkennbar, auf denen eine schräge Holzkonstruktion ruhte, welche die Bühne überspannte und für eine noch bessere Akustik sorgt. Die cavea umfasst 39 Sitzreihen, die durch einen Zwischengang (diazoma) geteilt werden. Da die Seldschuken das Theater im Mittelalter als Karawanserei nutzten, wurde es fortwährend repariert und nach Erdbeben wieder hergerichtet. Dieses erklärt den guten Erhaltungszustand im Vergleich zu anderen Theatern dieser Zeit.

Im Jahr 2015 wurden im Auftrag des Ministeriums für Tourismus und Kultur zwischen den grauen Originalstufen neue Sitzplätze aus schneeweißem Marmor eingebaut. Leider ist festzustellen, dass dieses Vorgehen keinen Einzelfall darstellt. Das Erscheinungsbild etlicher antiker Theater hat unter Verwendung eben solchen Marmors erheblich gelitten. Beispiele hierfür sind die Theater von Telmessos (Fethiye) und Rhodiapolis.

 
   
Die Geschichte von Aspendos:  

Aspendos soll nach der griechischen Überlieferung etwa im 12. Jahrhundert v. Chr. von Siedlern aus dem peloponnesischen Argos gegründet worden sein. Der legendäre Seher Mopsos, der auch von Städten wie Perge als Stadtvater verehrt wurde, galt als einer der Gründer.
Die Stadt hatte eine sehr wechselvolle Geschichte und stand im Verlauf von 800 Jahren unter lydischer, persischer, griechischer, ptolemäischer, seleukidischer, römischer, byzantinischer und seldschukischer Herrschaft.

Aus ihrer griechischen Geschichte ist wenig bekannt – Grabungen können zukünftig sicherlich mehr Erkenntnisse über die vorrömische Epoche bringen. Literarisch belegt ist die Schlacht am Eurymedon. Als Hafenstadt war Aspendos früher durch den Fluss Eurymedon (heute Köprü Çayı) mit dem Meer verbunden und dadurch zu bleibendem Wohlstand gekommen. Im letzten Kampf der Perserkriege schlug dort der athenische Feldherr und Flottenführer Kimon 466 v. Chr. die Perser in einer Doppelschlacht zu Land und zu Wasser. Seitdem markierte der Eurymedon politisch die Sphärentrennung zwischen dem östlichen persischen Einflussgebiet und dem griechischen Kleinasien im Westen.
Unter Alexander dem Großen wurde Aspendos nach anfänglichem Widerstand tributpflichtig. In römischer Zeit vermochte die Stadt ein vorwiegend gutes Verhältnis zu Rom aufzubauen und gelangte als bedeutender Handelsplatz der Region zu ihrer größten Blüte. Insbesondere der Export von Wein, Öl, Salz und Pferden brachte Aspendos Reichtum und Wohlstand.

In der byzantinischen Periode wurde die Stadt eine Zeit lang Primoupolis genannt. Aspendos war Sitz eines Bischofs; auf das Bistum geht das Titularbistum Aspendos der römisch-katholischen Kirche zurück.

 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 

Die Zeichnung (nach Karl Graf Lanckoroński) zeigt die zeichnerische Rekonstruktion der dem Zuschauer zugewandten Seite der Bühnenwand (scaena_frons). Unterhalb der Mauerkrone sind noch heute die Einlassungen erkennbar, auf denen die hier gezeichnete schräge Holzkonstruktion ruhte, welche die Bühne überspannte und für eine noch bessere Akustik sorgte.

 
   
 
   

 
     
     
Fotos: @chim    
Text: Wikipedia u.a.