Sagalassos wurde in hellenistischer Zeit gegründet und nach einem schweren Erdbeben im frühen 7. Jahrhundert während der spätantik-frühbyzantinischen Epoche aufgegeben.
Offenbar blieb die Ruinenstadt danach unberührt und fast ungeplündert bis in die Gegenwart erhalten,
obwohl Säulen-, Gebäudefragmente und Tonscherben schon dem ungeübten Auge eine ausgedehnte, in ihrer Blüte sehr wohlhabende antike Stadt signalisieren.
Erste
menschliche Siedlungen entstanden in der Region um
Sagalassos bereits um 8000 v. Chr. Hethitische Dokumente
weisen dann auf eine Bergsiedlung namens Salawassa im
14. Jahrhundert v. Chr. hin.
Als Alexander der Große 333 v. Chr. Sagalassos auf
seinem Weg nach Persien eroberte, war es bereits eine
der wohlhabendsten Städte in Pisidien. Einige tausend
Einwohner dürften die Stadt bewohnt haben.
Nach dem Tode Alexanders wurde die Region eines der
Territorien von Antigonos I. Monophthalmos,
möglicherweise des Lysimachus, der Seleukiden von Syrien
und der Attaliden von Pergamon.
Archäologische Befunde zeigen, dass die hellenistische
Kultur von den Anwohnern schnell übernommen wurde.
Das Römische Reich übernahm nach den Attaliden Pisidien,
das Teil der Provinz Asia wurde und 100 v. Chr. Teil der
neugebildeten Provinz Cilicia. Augustus stellte auch in
Sagalassos die Pax Romana her.
Im römischen Imperium wurde Sagalassos eine der
bedeutendsten städtischen Siedlungen in Pisidien, wobei
sich eine auffällige Diskrepanz zwischen der vermutlich
geringen Einwohnerzahl und der Pracht und Größe der
öffentlichen Bauten beobachten lässt.
Um 400 n. Chr. wurde Sagalassos befestigt; vielleicht
war dies eine Reaktion auf die angespannte Lage des
Imperiums in dieser Zeit, vielleicht aber auch ein
Prestigeprojekt. Denn der Ort während der gesamten
Spätantike noch immer bedeutend und prosperierte;
großzügige Privathäuser wurden noch im späteren 6.
Jahrhundert errichtet. Erdbeben verwüsteten zwar
wiederholt die Stadt, so insbesondere 518, doch gerade
nach diesem bedeutenden Einschnitt wurden viele der
öffentlichen und privaten Bauten besonders prunkvoll
restauriert oder wieder aufgebaut.
Doch nach der Mitte des 6. Jahrhunderts wurde diese
Wiederaufbauphase offenbar jäh beendet, so wurden
öffentliche Plätze auf einmal als Abfalldeponien
missbraucht, der große Palastbau östlich des Zentrums
von Sagalassos in kleine Gebäude auseinandergebaut und
dessen Dekorschmuck zu Kalk gebrannt, wodurch dieses
markante Gebäude seinen Charakter als Repräsentationsbau
verlor.
Der Grund für den offensichtlichen Niedergang der Stadt
könnte in Dürrephasen, einem Rückgang des Fernhandels
oder militärischen Bedrohungen zu suchen sein;
vermutlich hat jedoch auch die Pestepidemie um das Jahr
542 (die Justinianische Pest) auch auf Sagalassos starke
Auswirkungen gehabt, da wohl ein erheblicher Teil der
Bevölkerung getötet wurde.
Noch einmal konnte sich der Ort aber erholen, wenn auch
die alte Blüte nicht zurückerlangt wurde. Ein weiteres
Erdbeben, das die Stadt spätestens um 630 schwer in
Mitleidenschaft zog, vor allem aber die regelmäßigen
arabischen Razzien zur Zeit der Islamischen Expansion
gen Kleinasien (seit ca. 640) förderten in der Folge die
weitestgehende Aufgabe von Sagalassos sowie weiterer
einst blühender kleinasiatischer Poleis.
Spätestens gegen 700 war die Stadt verlassen. Das
einfache Volk mag danach das Tal von Sagalassos wieder
besiedelt haben. Ausgrabungen förderten aber lediglich
Zeichen eines befestigten Klosters zu Tage,
möglicherweise eine religiöse Gemeinschaft, die im 12.
Jahrhundert zerstört wurde.
Sagalassos verschwand aus allen Aufzeichnungen und wurde
vergessen. In den folgenden Jahrhunderten bedeckten
Schutt und Sedimente die Ruinen von Sagalassos und wegen
seiner Lage wurde es nicht in nennenswerter Weise
geplündert.
Der Forscher Paul Lucas, der im Auftrag des
französischen Königs Ludwig XIV. die Türkei bereiste,
besuchte die Ruinen 1706. Als der Brite Francis Arundell
den Namen des Ortes entzifferte, begannen westliche
Reisende die Ruinen zu besuchen.
Der polnisch-österreichische Graf Karl Lanckoroński
zeichnete die erste Karte von Sagalassos. Dennoch
erzielte die Stadt bis 1985 keine große archäologische
Aufmerksamkeit, bis ein britisch-belgisches Team unter
der Leitung von Stephen Mitchell eine ausgedehnte
archäologische Erforschung der Siedlung begann.
Der belgische Archäologe Marc Waelkens begann 1991 mit
systematischer Forschung auf dem Gelände der Stadt.
Er stellte fest, dass sie zwei Agoren, eine obere und
eine untere, besaß. Zusammen mit ca. 80 örtlichen
Hilfskräften und ca. 120 wissenschaftlichen Mitarbeitern
wurde die untere Agora ausgegraben.
1992 begann Waelkens mit der Ausgrabung der oberen
Agora. Entlang der Nordmauer wurde eine monumentale
Brunnenanlage mit Skulpturen freigelegt. Die bereits
restaurierten Objekte werden im Museum von Burdur
ausgestellt. Ferner wurde eine große Bibliothek
ausgegraben, die von einem reichen Bürger der Stadt,
Flavius Neon, in Erinnerung an seinen Vater errichtet
worden war. Es konnten Mosaike freigelegt werden. Die
Bibliothek war durch einen Brand zerstört worden.
Eine 1
km lange Prachtstraße läuft auf die untere Agora zu,
neben der sich die Ruine eines Tempels befindet, der in
der Zeit Kaiser Hadrians begonnen und unter Kaiser
Antoninus Pius eingeweiht wurde. Im Laufe des 5.
Jahrhunderts scheint dieser Tempel in eine
Bischofskirche umgewandelt worden zu sein.
An der unteren Agora befinden sich zwei Brunnen, die von
den Archäologen wieder aufgebaut werden.
Unter den um die Kirche begrabenen Skeletten befinden
sich auch solche von Kindern, die nicht mit denen der
Erwachsenen in einer verwandtschaftlichen Beziehung
standen.
Es wird angenommen, dass eine Epidemie die Stadt
heimsuchte, als noch große Teile der Stadt durch das
vorangegangene Erdbeben zerstört waren. Diese Epidemie
könnte die Kinder hinweggerafft haben: Wahrscheinlich
handelte es sich dabei um jene Seuche, die den
Mittelmeerraum ab 541 heimsuchte und als „Justinianische
Pest“ bezeichnet wird.
Sagalassos verfügte über ein griechisches Theater mit
einer römischen Bühne, das mehr als einen Halbkreis
beschrieb und das gut 9.000 Menschen Platz geboten haben
dürfte. Von seinen Rängen aus hatte man nicht nur einen
ausgezeichneten Blick auf die Bühne, sondern auch in die
dahinter liegende Ebene. In den Felsen geschlagene
Tunnel dürften es möglich gemacht haben, dieses Theater
bei Gefahr binnen etwa fünf Minuten zu evakuieren.
In der nördlichen Stadtmauer wurde ein Tunnel
freigelegt, der den Bewohnern möglicherweise als ein
geheimer Fluchtweg oder als ein Ausfalltor gegen Feinde
gedient haben könnte.
1997 wurde auf einem natürlichen Plateau im westlichen
Teil der unteren Agora ein Gebäude freigelegt,
das die politische Funktion der Agora vom 1. Jahrhundert
v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. übernommen haben
dürfte: das Bouleuterion (Rathaus). In diesem kamen die
Mitglieder des Stadtrates zusammen, um über die Politik
der Stadt zu entscheiden.
Zwei Eheleute aus der Oberschicht trugen nach ihrer
Scheidung einen solchen Konkurrenzkampf aus, dass sie
offenbar je einen Marktplatz und einen Brunnen anlegten,
mit dem sie sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchten.
Waelkens grub ferner ein Heroon (Heldenanlage) und ein
Nymphäum (Brunnenanlage) mit Gorgonenköpfen aus.
Im Jahr 2008 haben Archäologen Überreste einer
kolossalen Marmorstatue des römischen Kaisers Mark Aurel
entdeckt. Allein der Kopf der Statue des jungen Kaisers
sei knapp einen Meter hoch und von hoher Qualität. Es
wurden auch Teile von Armen und Beinen ausgegraben. |
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