Der 330
m hohe Burgberg über dem heutigen Bergama wurde seit dem 6.
Jahrhundert v. Chr. besiedelt, doch
erst in der Epoche des Hellenismus
blühte Pergamon zu einer antiken
Weltstadt auf.
Gestützt auf Funde von
Fragmenten westlicher ostgriechischer und korinthischer
Importkeramik aus
dem späten 8. Jahrhundert v. Chr. lässt sich eine
Besiedlung bereits in archaischer Zeit nachweisen.
Literarisch wird Pergamon erstmals im Jahr 400/399 v.
Chr. erwähnt.
Spuren der vorhellenistischen Besiedlung des 4.
Jahrhunderts v. Chr. sind selten, da in den
nachfolgenden Zeiten das Gelände immer wieder
tiefgreifend umgestaltet und im Zuge großflächiger
Terrassierungen ältere Bausubstanz meist gänzlich
abgetragen wurde.
Auf das 4. Jahrhundert v. Chr. zurückzuführen ist etwa
der Athenatempel, aber auch im Demeterheiligtum lassen
sich Altarfundamente und Mauern des 4. Jahrhunderts v.
Chr. nachweisen.
Mit Alexander dem Großen wurde dieses
Gebiet und mit ihm Pergamon persischer Vorherrschaft befreit. Zur
Zeit der Diadochen gehörte Pergamon wie das übrige Mysien zum
Herrschaftsbereich des Lysimachos. Er setzte Philetairos als
Bewacher der Burg ein, in der mit 9 000 Talenten ein großer Teil der
Kriegsbeute des Lysimachos deponiert war. Mit diesem Schatz gelang
es Philetairos, sich nach dem Tod des Lysimachos im Jahr 281 v. Chr.
unabhängig zu machen und mit den Attaliden eine eigene Dynastie zu
begründen.
Die Attaliden beherrschten Pergamon von
281 bis 133 v. Chr. Die Stadt wurde zum Zentrum des Pergamenischen
Reichs. Eumenes I. nahm noch nicht den Königstitel an. Dies vollzog
erst sein Nachfolger Attalos I. Nun erst gab es ein von allen Seiten
unabhängiges Pergamenisches Reich, das 188 v. Chr. den Höhepunkt
seiner Macht und Ausdehnung erreichte.
Unter den Brüdern Eumenes II. und
Attalos II. erlebte Pergamon seine Blüte, die im monumentalen
Stadtausbau ihren Niederschlag fand. Ziel war es, ein zweites Athen
zu schaffen, ein Athen der künstlerischen und kulturellen
Betriebsamkeit, wie es zur Zeit Perikles' herrschte und weite Teile
griechischen Kunstschaffens dominierte.
Die beiden Brüder zeugten am ausgeprägtesten von einem Wesenszug der
Attaliden, der in dieser Form unter den hellenistischen Dynastien
selten war: einem ausgesprochenen Familiensinn, der weder
Konkurrenzkampf noch Intrigen kannte. Eumenes II. und sein Bruder
Attalos II., der den Beinamen Philadelphos, der Bruderliebende,
trug, galten gar als Verkörperungen des sagenhaften Bruderpaares
Kleobis und Biton.
Attalos III. von
Pergamon, der 133 v. Chr. ohne Nachkommen starb, vererbte Pergamon
an die Römer. Aus dem Königreich Pergamon entstand 129 v. Chr. die
römische Provinz Asia, die Stadt selbst wurde für frei erklärt.
Unter Augustus wurde
in Pergamon der erste Kaiserkult in der Provinz Asia eingerichtet.
Plinius dem Älteren galt Pergamon als die bedeutendste unter den
Städten der Provinz und die örtliche Aristokratie brachte weiterhin
hervorragende Männer hervor.
Unter Trajan und
seinen Nachfolgern folgte eine umfassende Neu- und Umgestaltung, der
Bau einer römischen „Neustadt“ am Fuße der Akropolis, und als erste
Stadt der Provinz erhielt Pergamon eine zweite Neokorie von Trajan
im Jahr 113/114 n. Chr. Hadrian erhob die Stadt 123 n. Chr. in den
Rang einer metropolis und zeichnete sie hierdurch vor den
Konkurrentinnen Ephesos und Smyrna aus.
In der Mitte des 2. Jahrhunderts war Pergamon neben diesen beiden
die größte Stadt der Provinz und hatte etwa 200 000 Einwohner.
Caracalla verlieh der Stadt eine dritte Neokorie, doch setzte
bereits der Niedergang ein.
Unter den Soldatenkaisern schließlich schwand die wirtschaftliche
Macht Pergamons, das zusehends seine Bedeutung verlor und durch
Einfälle der Goten bedroht wurde.
In byzantinischer Zeit lässt sich ein Rückzug der Besiedlung auf den
Burgberg, der mit einer 6 Meter starken, aus Spolien errichteten
Mauer geschützt wurde, verfolgen.
Pergamon, Sitz einer der sieben ältesten Hauptkirchen Kleinasiens,
wurde 716 von den Arabern unter Maslama b. Abd-al-Malik erobert,
große Teile der Bevölkerung vernichtet. Nachdem die Araber ihren
Versuch, Konstantinopel zu erobern (717–718), aufgegeben hatten,
wurde die Stadt wieder aufgebaut und befestigt.
Unter Leo III. gehörte Pergamon zum Thema Thrakesion, seit Leo VI.
zum Thema Samos. Es litt zwar während des Vormarschs der Seldschuken
nach Westanatolien nach der Schlacht von Manzikert, blieb aber unter
der byzantinischen Dynastie der Komnenen eine wohlhabende Stadt.
Unter Isaak Angelos wurde der Ort zum Erzbistum, nachdem er vorher
Suffraganbistum von Ephesus war.
Nach der Eroberung Konstantinopels 1204 im vierten Kreuzzug wurde
Pergamon Teil des Kaiserreichs Nikaia.
Als um 1250 der spätere Kaiser Theodoros II. Laskaris Pergamon
besuchte, zeigte man ihm zwar noch das Haus Galens, die Theater der
Stadt aber sah er zerstört, und außer den Mauern, denen er einige
Aufmerksamkeit widmete, waren ihm nur noch die Überwölbungen des
Flusses Selinus eine Erwähnung wert.
Die Prachtbauten der Attaliden und der Römer waren zu dieser Zeit
nur noch geplünderte Ruinen. Im Jahr 1345 wurde Pergamon endgültig
Teil des Osmanischen Reichs. |