Antike Odeen und Bouleuterion in der Türkei
 
Patara

 

  

     
 

 

   

Patara war in der römischen Kaiserzeit Hauptstadt des Lykischen Bundes. Der Lykische Bund war ein antiker Zusammenschluss der Städte Lykiens. Das in den Jahren 2010 und 2011 mit einem gewaltigen finanziellen Aufwand restaurierte Gebäude diente dem Lykischen Bund als Versammlungsgebäude.
Jahrhunderte unter Sand begraben, wurde das (damals nur vermutete) Bouleuterion in den Jahren 1997 bis 2007 unter der Leitung des archäologischen Instituts der Akdeniz Universität Antalya und unter Mitwirkung des Fachbereichs Bauwesen der Hochschule Magdeburg-Stendal ausgegraben. Im Rahmen dieser Ausgrabungen wurde festgestellt, dass das ursprünglich späthellenistische Bauwerk insgesamt 4 Bauphasen erlebt hat.

Unter Verwendung aufgearbeiteter Originalsteine wurde das Gebäude rekonstruiert und neu aufgebaut. Etliche erhaltene Inschriftenblöcke sind heute an der Vorderfront des Bouleuterions aufgestellt. Aus ihrer Existenz und ihrem Fundort konnte der Verwendungszweck des Bauwerkes als Versammlungsort des Lykischen Bundes annähernd zweifelsfrei nachgewiesen werden. Schon der Standort des Bauwerkes, an einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, lässt den hohen Stellenwert des Bauwerkes erkennen.
Für ein mehrere tausend Jahre altes Gebäude war sein Erhaltungszustand vor der Restaurierung erstaunlich gut. Dies liegt nicht zuletzt an der Konservierung durch den Sand, der es über etliche Jahrhunderte bedeckte.

In justinianischer Zeit, in der vierten Bauphase, wurde das wahrscheinlich vorher durch Erdbeben teilweise zerstörte Gebäude zur Eckbefestigung der Stadtmauer benutzt. Dies machte Verstärkungsarbeiten im Inneren notwendig. So wurden alle Öffnungen und Eingänge zugemauert und das Innere teilweise mit Erde aufgefüllt. Der Zugang zum Gebäude erfolgte wahrscheinlich über den Wehrgang der Stadtmauer. In damaliger, unruhiger Zeit eine durchaus übliche Verwendung bestehender Gebäude(reste).

Betritt man das rekonstruierte Bouleuterion durch eine der Türen an der Frontseite, führt eine kurze Treppe direkt in die scene, hier der Bereich hinter dem pulpitum, der eigentlichen Bühne, bzw. der Rednerplattform. Die Besucher, die das Gebäude durch die paradoi  (Seiteneingänge) an der Nord- und Südseite betraten, wurden auf die orchestra (halbkreisförmigen Ebene direkt vor der Bühne) und zum unteren Teil der cavea (Zuschauerplätze) geführt. Die Treppen dienten als Zugänge zur den oberen Sitzreihen. Große Teile des Bodenbelages der orchestra sind erhalten. Sie stammen vermutlich aus der ersten, ursprünglichen Bauphase und wurden nach der Restaurierung zu ihrem Schutz mit begehbaren Glasplatten versehen.

An der Nordwand war eines der ursprünglich vorhandenen Fenster erhalten. Dies deutet darauf hin, dass das Bouleuterion schon in der ersten Bauphase überdacht war. An der Südseite wurden etliche Steine zur Fensterlaibung mit identischen Abmaßen wie die der Nordseite gefunden. In theoretischen Berechnungen konnte unter Berücksichtigung antiker Techniken nachgewiesen werden, dass eine stützenfreie Dachkonstruktion möglich war.
Die seitlichen Treppen dienen als Zugänge zum oberen Bereich der Sitzplätze. Es wird vermutet, dass diese anlässlich der Erweiterung der cavea in der zweiten Bauphase entstanden. Leider gingen die Steine der scaenae frons, (Bühnenrückwand) bis auf die 4 Stümpfe und die seitlichen Türöffnungen verloren. Die cavea bot den 1450 Delegierten aus bis zu 36 Städten des Lykischen Bundes Platz.
Eine Besonderheit des Bouleuterions von Patara ist der Ehrensitz in Form einer Exedra in der Mitte der cavea. Man kann sich mit etwas Phantasie auf diesem Platz den Vorsitzenden der Versammlung in wallenden Gewändern vorstellen; ganz so wie wir es aus Historienfilmen kennen.
Der einst vor dem Bouleuterion vorhandene Portikus (Eine Säulenhalle mit geschlossener Rückwand vor einem Gebäude) konnte nicht rekonstruiert werden, da die Säulen vermutlich in der vierten Bauphase bei den Befestigungsarbeiten zweckentfremdet und an anderer Stelle verbaut wurden.

 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
     
     
Fotos: @chim    
Text: Wikipedia u.a.